Der Snobkoffer

Diese Koffer waren einmal ziemlich angesagt. Meiner ist als Verpackung eines Bestecksortiments in meinen Besitz gekommen, vor 20 Jahren. Und war ohne Besteck nur 2-3 mal im Einsatz. Seitdem döste er im Keller einer glorreichen Zukunft entgegen. Diese begann zu dämmern, als im Fremo-HP1 3/2014 Roland Wenzel seinen Artikel zum Digital-Powerkoffer veröffenlicht - schöne Idee.

Das Problem, welches gelöst werden sollte: Der Modulist verfügt meist nicht über eine Heimanlage. Dementsprechend existiert die Technik zu Hause zum Testen und zum Einstellen von Loks häufig als einzelne Technikkomponenten, die zur Nutzung fliegend verkabelt werden müssen. Mal schnell eine Adresse zuweisen, oder die neue Lok einlaufen lassen kann da schon mal nervig werden. So ein Koffer wäre etwas... Rolands Koffer (siehe HP1 3-2014) erschien mir etwas übertrieben für meine bescheidene Technik. Roland wollte ein Treffen betreiben, ich will nur meinen Home-Technikkram organisieren. Dafür müsste der Snobkoffer doch reichen?

In meinem Fall waren unterzubringen:

  • Digitalzentrale Digitrax DCS50 Zephyr;
  • Locobuffer USB;
  • ZIMO MXUlf Decoderupdater;
  • Mehano-Analogfahrregler;
  • ein Probegleis und
  • ein Rollenprüfstand

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Gleis und Rollenprüfstand liegen auf einer Empore. Links auf der Empore gibt es einen Vierfach-Umschalter, mit dem einerseits die Versorgungsspannung aus dem Steckernetzteil dem entsprechenden Gerät zugeschaltet wird. Außerdem wird das eingeschaltete Gerät auf das Gleis geschaltet. Die drei Steuergeräte Zentrale, Updater und Analogregler würden sich ohne Umschalter gegenseitig lahmlegen. Über die Buchsen können externe Geräte (16V~ aus dem Steckernetzteil) oder auch ein Gleiskreis angeschlossen werden.

Alles wurde auf eine Sperrholzplatte geschraubt, die mit Stahlwinkeln an den Seiten des Koffers verschraubt ist, so dass die Schloßschraubenköpfe nur an den Schmalseiten des Koffers zu sehen sind. In einer kleinen Plastikschachtel (kurz über dem Tragegriff) werden die Kleinteile des Rollenprüfstandes verwahrt. Oberhalb der Zentrale liegen zwei Schwanenhalsleuchten (LED-Notenpultleuchten). Und für das Steckernetzteil gibt es für den Ruhe- und Transportzustand eine Einsteckmöglichkeit.

 

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Die Leuchten müssen mit Batteriebetrieb auskommen, aber es reicht. Und man kann schön gucken, ob die Dampfloksteuerung auf den Rollenprüfstand sauber arbeitet. Inzwischen konnte ich aus der Aldi Grabbelkiste eine LED-Klemmleuchte erwerben, die mit Bananenstecker versehen über meine 16V~Buchse betrieben werden kann.

Zum Loks programmieren hat sich der Locobuffer-USB sehr bewährt. Er stellt eine Verbindung vom Loconet der Zentrale mit dem USB-Anschluß eines PC her. Zum Locobuffer gibt es eine kostenlose Software von JMRI , mit deren Hilfe sich ein Decoder recht komfortabel mit grafischer Oberfläche programmieren lässt. Und das Decoder-Setup lässt sich abspeichern und auf andere Decoder übertragen. Der Locobuffer macht damit auch eine neue zeitgemäße Zentrale unnötig, die in die Jahre gekommene DCS 50 tut es vollauf. Ob sich so auch Sounddecoder einstellen lassen, muß ich erst noch testen.

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Dieser Koffer macht den Umgang mit meiner vorhandenen Technik sehr einfach. Ein Wohnzimmertisch, Koffer aufklappen, Netzteil einstecken und los geht's. Mit dem Laptop daneben wird es richtig komfortabel. Und es ist schnell wieder abgeräumt. Auch die Beschreibungen sind im Koffer untergebracht und schnell zur Hand.

Aber eines wäre noch verbesserungsfähig: Wenn ein Kleinteil in den Koffer fällt (Lokgehäuse abnehmen - pling - Schräubchen weg), dann wird es nervig. Das Schräubchen kann unter alle Geräte drunter rollen. Oder noch schlimmer, am Rand unter das Trägerbrett. Dann ist Komplettdemontage angesagt. Für Nachahmer ist also ratsam, die Ritzen und Spalten zu verschließen.